Diskussion mit Spiegelaus Bürgermeister Karlheinz Roth im Rahmen der Kreismitgliederversammlung der Jungen Union im Landkreis Regen

Frauenau. Großes Interesse am wichtigen Zukunftsthema Digitalisierung zeigten die Jungpolitiker der Jungen Union (JU) im Landkreis Regen und weitere Bürgerinnen und Bürger an einem informativen Vortrag des Spiegelauer Bürgermeisters Karlheinz Roth über die Modellregion des Digitalen Dorfes Spiegelau-Frauenau, der im Rahmen der JU-Kreismitgliederversammlung referierte und eine lebendige Diskussion über das Thema Digitalisierung anstieß.
Der 38-jährige CSU-Bürgermeister blickte zurück auf die Anfänge der zweijährigen Modellphase, die dieses Jahr um weitere zwei Jahre fortgeführt und in einem Verbundprojekt die beiden Dörfer Spiegelau und Frauenau beinhaltet. Rund ein Fünftel der Arbeitsplätze heutzutage seien durch die anstehende Digitalisierung bedroht, so Roth, was zu einer tiefgreifenden Veränderung aller Lebensbereiche führen werde. Die Fragen, die sich die Verantwortlichen gestellt hatten, waren einerseits wie man damit umgehen und andererseits wie man von den sich anbietenden Chancen profitieren könne. Karlheinz Roth ging auf einige Ausgangsfaktoren ein, mit denen gerade kleinere Dörfer auf dem Land konfrontiert seien: Stadtflucht, eine höhere Sterbe- als Geburtenrate, Alterung, weite Wege, eine schrumpfende Alters- und Nahversorgung und ein eingeschränktes Betreuungs- sowie Ausbildungs- und Qualifizierungsangebot. Dem gegenüber stünden aber auch eine höhere Lebenserwartung und „fitte“ Senioren.
Der Referent erklärte des Weiteren, dass die Bayerische Staatsregierung den ländlichen Raum mit dem Prinzip, Dienstleistungen zu den Bürgern zu bringen, fördere und dies in der Praxis erprobt. Als „lebendiges Labor“ bezeichnete Karlheinz Roth dabei das Verbundprojekt zwischen Spiegelau und Frauenau, das sich in Südbayern gegen rund 30 andere Kommunen durchsetzen konnte und den Zuschlag bekommen hatte. Dabei werde stets ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der keine Digitalisierung um jeden Preis zum Ziel habe, sondern mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam definiert und erarbeitet werde. „Die Umsetzung kann nur mit den Leuten zusammen geschehen, so lauten die anstehenden Aufgaben neben der Nutzung von zukunftsträchtigen digitalen Technologien auch die Vereinigung und Weiterentwicklung existierender Initiativen in einem ganzheitlichen Konzept und die Entwicklung eines bürgerverträglichen Umsetzungskonzepts“, fasst Roth die Grundvoraussetzung zum Gelingen von digitalen Strukturen in einer Gemeinde zusammen. Wichtig sei ihm dabei, dass es im Rahmen einer voranschreitenden Digitalisierung zu keiner sozialen Diskriminierung kommen dürfe, dass die Menschen wegen fehlenden Zugangs zu den digitalen Möglichkeiten oder aufgrund von Berührungsängsten nicht ausgeschlossen werden dürfen.
Deshalb spielt ein aktiver Bürgerdialog, der mit tatsächlich offenen Diskussionsrunden und Workshops die Gemeindebürger mitnimmt, eine essenzielle Rolle. Ziel war es dabei laut Roth, den Bürgern die Ängste zu nehmen und Mut zur Veränderung und Begeisterung für die Vorteile von Digitalisierung bei den Bürgerinnen und Bürgern zu wecken.

Sodann ging Spiegelaus Bürgermeister Karlheinz Roth auf die unterschiedlichen Bereiche ein, die in dem Projektverbund des Digitalen Dorfes Spiegelau-Frauenau die Möglichkeiten und Vorteile der Digitalisierung hinaus aufs Land bringen. Man habe sich beispielsweise dem Aufbau eines Telemedizinnetzwerks angenommen, mit Hilfe dessen man sich für die Zukunft im Bereich des drohenden Ärztemangels in der Provinz wappnen wolle. Roth erläuterte etwa das Projekt zur Weiterbildung der „Gemeindeschwester 4.0“, die vor Ort Daten an einen Arzt in der Hausarztpraxis weiterleitet und trotz Digitalisierung mit den Patienten persönlich in Aktion tritt. Zusätzlich erwähnt Karlheinz Roth auch die „digitale Brille“, mit der der Arzt den Patienten fernab begutachten und exemplarisch Wunden betrachten kann. Diesbezüglich greift Roth auch die digitale Gesundheitsakte auf, die ausschließlich dem Patienten gehört.
Ebenso der Bereich der Mobilität wird im Digitalen Dorf Spiegelau-Frauenau in die Zukunft geführt, nämlich mit einem bald per App buchbaren Rufbus mit fester Linienführung und Bedarfshaltestellen, um die Mobilität und Erreichbarkeit von Orten im Gemeindebereich zu gewährleisten. „Rund 40 Haltestellen haben die Bürgerinnen und Bürger selbst zusammengestellt und diese Möglichkeit der Verbindung der rund 33 Gemeindeteile wird gut angenommen und kostet pro Tag lediglich einen Euro“, zeigt sich Karlheinz Roth überzeugt und geht auf die Fragestellung ein, ob ein solcher Gemeindebus eventuell auch als Transportfahrzeug, beispielsweise zum Zustellen der Post, verwendet werden könne. Die Deutsche Post habe sich insbesondere vor dem Hintergrund um die Debatte über die „letzte Meile“ der Zustellung schon an die Verantwortlichen des Digitalen Dorfes gewandt.
Doch die Digitalisierung im Verbundprojekt entlastet auch die Bürgerinnen und Bürger in Zusammenhang mit dem Rathaus, indem etwa Probleme wie verschmutze Fahrbahnen via App an den Bauhof gemeldet werden können und man nach Beseitigung eine Benachrichtigung erhält. Auch das Wasserablesen mittels eines digitalen Portals funktioniere hervorragend. Hier gibt es eine echte Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger“, betont Karlheinz Roth und fügt an, dass es bei den digitalen Entwicklungen nicht um die Verdrängung bestehender Systeme, sondern um deren Ergänzung gehen solle.
Auch im Bereich der Bildung sei man mit der digitalen Ausstattung der Grundschulen einen großen Schritt in die Zukunft gegangen, befand Roth und berichtete von Glasfaseranschlüssen, Wlan Hotspots, Beamern, Doku-Kameras und Laptops in den Schulen, was im Einklang mit dem neuen Medienkonzept der Staatsregierung stünde. Schon im Bereich der frühkindlichen Pädagogik nehmen digitale Kompetenzen stetig zu, weshalb man bereits im Kindergarten den Umgang und vor allem die Sensibilisierung mit Medien angehe. „Es soll aber nicht überfordernd wirken“, war Karlheinz Roth wichtig, „doch eine Verweigerungshaltung macht keinen Sinn. Wir müssen eine Balance finden.“
Die digitale Übertragung des Gottesdienstes beispielsweise für Bewohnerinnen und Bewohner von Altenheimen, als auch die Digitalisierung von Kanal- und Wasserleitungen, was besonders bei Bauvorhaben von Interesse ist, seien teilweise kleine Themen, die jedoch große Vorteile mit sich brächten. Des Weiteren gehören Alarmierungsmonitore bei der Feuerwehr mit Beschreibung des Einsatzortes auf einer digitalen Karte zum Digitalisierungskonzept.
Diesem sehr informativen und beeindruckten Vortrag schloss sich eine intensive Diskussion an, an der sich zahlreiche Jungpolitiker und Bürgerinnen und Bürger zu Wort meldeten. Dabei ging es beispielsweise um Fördermöglichkeiten, die Akzeptanz von digitalen Neuerungen bei der Bevölkerung oder allgemein um Zahlen aus dem Verbundprojekt. Spiegelaus Bürgermeister Karlheinz Roth fügt diesbezüglich an, dass man das Rad nicht ständig neu erfinden müsse und es durchaus viele geförderte Seitenprojekte von unterschiedlichen Ministerien gebe und der Projektstatus des Digitalen Dorfes weitere Förderungen und Finanzierungen ermöglicht hätte. Einen leidenschaftlichen Appell richtete der CSU-Bürgermeister Roth an die Anwesenden, indem er konstatierte, dass es Aufgabe der Politik sei, gute Perspektiven für die Menschen zu schaffen.
JU-Kreisvorsitzender Hannes ist überzeugt, die Digitalisierung biete unserer Region in Zeiten des demographischen Wandels große Chancen für die Zukunft. Er verwies auf die Forderungen von MdL Max Gibis nach einer 5G-Testregion und der Jungen Union nach einer Teststecke für autonomes Fahren Landkreis Regen. „Wir müssen alles daransetzen, dass neue Arbeitsplätze bei uns entstehen, denn ein digitalisierter Arbeitsplatz kann überall auf der Welt sein; auch daheim“, so Hannes. „Es geht uns heute so gut, dass wir aufgehört haben, besser zu werden. Wir leben von der Substanz. Ziel muss es sein, die Themen von morgen anzupacken!“, zeigte sich Karlheinz Roth kämpferisch und erntete lautstarken Applaus für seine Ausführungen. -dw

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